Saturday, October 21, 2006

Von Juroren, Wahlen und wilden Tieren

Wie ihr alle wisst, ist Hans seit August nicht mehr nur Deutscher, sondern ganz offiziell auch Amerikaner. Das bringt ein paar Vorteile mit sich, aber auch ein paar Pflichten und Privilegien. Zu den Pflichten gehoert z.B., dass er jedes Jahr als Juror (Schoeffe) herangezogen werden kann. Und natuerlich haben sie ihn gleich gezogen. Er war erst ein paar Wochen Amerikaner, noch ganz frisch und gruen, und schon musste er sich in Long Beach beim Gericht melden. Im Prinzip ist es ein Pool-System. Man gehoert fuer eine Woche zu einem grossen Pool von moeglichen Schoeffen. Jeden Abend in dieser Woche muss man eine bestimmte Telefonnummer waehlen und seine Jurornummer angeben, und dann erfaehrt man, ob man erscheinen muss oder nicht. Manchmal hat man Glueck und wird nie gebraucht, dann hat man aber trotz allem fuer dieses Jahr seine Pflicht getan. In den ersten Tagen wurde er nicht benoetigt, aber am Donnerstag musste er dann erscheinen. Er hatte Glueck, denn der Prozess fuer den er als Juror dienen sollte, war fuer einen Monat angesetzt, und da konnte er sich mit Auslandsreisen entschuldigen. Meistens sind Prozesse kuerzer, im Schnitt ca. 3 Tage, und da werden fast keine Entschuldigungen akzeptiert, es ist halt Pflicht, niemand wird verschont, man muss dafuer Zeit machen und Arbeitgeber muessen einem dafuer frei geben (aber nicht alle ersetzen den Verdienstausfall).
In zwei Wochen kommen dann die Privilegien: er wird zum ersten Mal waehlen gehen! Hier wird wesentlich oefter gewaehlt, meistens, um ueber bestimmte Initiativen und Geseztesaenderungen zu entscheiden. Es gibt unzaehlige Antraege und Initiativen, die in einer fetten, kleingedruckten Waehlerbroschuere alle erklaert werden, ich frage mich, wer sich da wirklich durchquaelt.
Lisa hat ansonsten vor drei Wochen angefangen, am Samstagvormittag drei Stunden zur Deutschen Schule zu gehen, wo sie sich z.Zt. mit "der,die,das" herumschlaegt. Auch wenn sich das recht trocken anhoert, gefaellt es ihr bisher gut, und ein bischen grammatikalisches Grundwissen kann nicht schaden.
Falls ihr euch fragt, ob es noch immer nach Skunk bei uns riecht: es ist besser geworden, aber weg ist es noch lange nicht. Das Dumme ist, dass Hunde ja in dieser Beziehung unendlich dumm sind. Sie bringen es fertig und attackieren den naechsten Skunk, der ihnen ueber den Weg laueft, sie lernen einfach nicht dazu. Gluecklicherweise sind wir von weiteren Besuchen bisher verschont geblieben, dafuer legt er sich aber regelmaessig mit Waschbaeren und Opossums an. Die Waschbaeren sind allerdings wirklich zu dreist, sie marschieren ungeniert durch die Hundeklappe, waehrend wir nur ein paar Meter entfernt sitzen! Ich hab ja ziemlichen Respekt vor ihnen, sie sind recht gross und frech und koennen gefaehrliche klingende Geraeusche von sich geben, von ihren scharfen Zaehnen und Klauen gar nicht zu reden. Opossums sind vor allem haesslich, sie haben auch scharfe Zaehne, aber sie sind nicht schnell. Wenn es kritisch wird, stellen sie sich tot, wir hatten einen, der kopfueber an seinem langen nackten Rattenschwanz von den Weinreben baumelte und nicht zuckte......er hoffte wohl, wir ignorieren ihn dann. Eigentlich kann er da ruhig haengenbleiben, denn in zehn Tagen ist Halloween, er waere die perfekte Dekoration, aber darueber werde ich beim naechsten Mal berichten.

Thursday, October 12, 2006

Hilfe - ein Skunk!

Irgendwie ist es doch nie langweilig. Nur einen Tag nach unserem Pink Floyd Konzert sitzen wir abends friedlich zuhause, als ich Oliver draussen ploetzlich bellen und aufjaulen hoere. Ich laufe raus und sehe wie Olli die Treppen zur Terrasse hoch laeuft, niest und sich mit der Pfote ueber's Gesicht reibt, gleichzeitig bemerke ich einen scharfen Geruch und denke: Feuer, verbranntes Plastik und dann geht mir ein Licht auf: Skunk!!! Oliver ist angesprueht worden!!! Die Luft scheint wie ein feiner Nebel zu sein und sinkt langsam herab....auf mich! Ich renne zurueck ins Haus, verschliesse die Tuer, die Hundeklappe und das Fenster in der Tuer, renne ins Schlafzimmer und verriegele die Terrassentuer und renne gleich weiter in die Dusche. Der Gestank ist ueberwaeltigend und widerwaertig und ich schrubbe und schrubbe, benutze grosszuegig Shampoo und Duschgel, wieder und wieder, bis das warme Wasser zu Ende geht. Ich gehe in die Kueche, puerriere eine grosse Dose Tomaten (die Tomatensaeure soll gut helfen), verschwinde noch einmal in der Dusche und reibe mich von Kopf bis Fuss mit kalten Tomaten ein.....sehr seltsam. Danach noch grosszuegig Lotion aufgetragen, aber es hilft alles nur maessig, der Geruch ist weniger geworden, aber noch lange nicht weg. Nun muessen wir uns um Oliver kuemmern, der gar nicht weiss, was ihm passiert ist und noch weniger, warum er ausgesperrt ist. Noch einmal kalte Doesentomaten genommen und dieses Mal mit dem Schwamm auf Oliver's weisses Fell verrieben.....uuups....er ist rosa! Nass und zitternd und rosa......
Mit dem Gartenschlauch alles wieder abgesprueht und danach noch dreimal mit Mango-Hundeshampoo geschrubbt.....voila: ein leicht rosa und schrecklich stinkender Hund!
Tja, fuer seine Dummheit musste er mit einer Nacht in der Garage bezahlen, so kam er nicht ins Haus. Viel half es nicht, denn der Geruch war mittlerweile durch alle Ritzen gekrochen, und selbst jetzt, zwei Tage spaeter wird mir noch immer schlecht, wenn ich nach Hause komme. Obwohl mindestens ein Dutzend flackernder Duftkerzen, offene Fenster und wirbelnde Ventilatoren fleissig dagegen ankaempfen haengt dieser Geruch noch immer in der Luft und dort wird dort auch noch eine ganze Weile bleiben.
Morgen kommt Oliver zum Hundefriseur, dort wird er in ein "De-Skunk" Bad getaucht und frisch geschoren, hoffentlich hilft's. So will ihn jedenfalls niemand streicheln...
Skunks sind hier ansonsten ein recht alltaeglicher Anblick, besser gesagt allnaechtlich, denn sie sind nachtaktiv. Sie sind total furchtlos und ziehen gemuetlich ihrer Wege, denn niemand stellt sich ihnen in den Weg, bis auf Hunde natuerlich. Ihre einzigen Feinde sind Autos; wenn sie ueberfahren werden stinkt es entsetzlich noch viele Tage spaeter. Selbst wenn sie nicht spruehen weiss man wenn sie in der Naehe sind, denn sie sind von einer unsichtbaren Gestankwolke umgeben, die durch geschlossene Fenster dringt.

Manche Erfahrungen wuerde ich lieber nicht machen, aber man wird halt nicht immer gefragt.

Monday, October 09, 2006

Pink Floyd


Normalerweise gehen wir abends nur selten aus, aber Pink Floyd in der Hollywood Bowl ist auch in Los Angeles nicht normal......und wir besassen durch Zufall und Glueck Karten fuer dieses ausverkaufte Konzert! Die Hollywood Bowl ist eine Open Air Buehne, ganz in der Naehe vom Hollywood Boulevard, mit ca. 17.000 Sitzplaetzen (es gibt keine Stehplaetze). Waehrend der Sommersaison ist es das "zuhause" fuer das Los Angeles Philharmonic Orchestra, das in der Wintersaison in der Disney-Hall auftritt. Aber neben klassischer Musik sind auch viele andere Musikrichtungen vertreten, vor allem Jazz und bekannte Rockbands, wie z.B. die Beatles. Die Bowl wurde 1922 in einem Canyon errichtet, man sieht keine Haeuser oder Strassen, nur Berge um sich herum. Die Ausstattung hat sich kaum veraendert, die Modernisierung vor ein paar Jahren konzentrierte sich auf akustische Verbesserungen, die alten Holzbaenke sind noch immer da. Weil das Parken dort ein einziger Albtraum ist, haben wir im naechstgelegenen grossen Parkhaus geparkt (unter dem Kodak Theater, wo die Oscars vergeben werden) und haben uns dann zu dem breiten Zug von Leuten gesellt, die die ca 10 Min. die Strasse hoch zur Bowl gelaufen sind (ja, Leute sind gelaufen!) Unsere Sitze lagen in der drittletzten Reihe, soooo weit weg von der Buehne, dass einige Leute um uns herum darueber Witze machten, dass die Buehne in einem anderen Postleitzahl-Bezirk liegt und sie so hoch oben Nasenbluten kriegen.....aber wir waren drin. Klugerweise hatten wir ein Fernglas mitgebracht, aber selbst mit Fernglas konnte ich nicht viel erkennen, selbst auf den 6 grossen Leinwaenden war mit Fernglas kaum etwas zu erkennen! Wenn man zur Bowl geht bringt man ein Picknick mit, dass ist so Tradition, und so haben wir unsere leckeren Haeppchen, den Salat und unseren Rotwein (mit Glaesern) ausgepackt....wie viele andere um uns herum auch. Andere hatten eher an eine andere Form von Vergnuegen gedacht...um uns herum wurden etliche Joints angezuendet und ihr Duft allein reichte fuer die gesamte Bowl. Es gab keine Vorgruppe und Pink Floyd begann zu spielen, als ein riesiger Vollmond hinter einem der Huegel aufging. In der ersten Halbzeit wurden viele aeltere und ein paar neue Stuecke gespielt und ein riesiges aufgeblasenes rosa Schwein schwebte durch die Reihen. In der zweiten Haelfte wurde dann die gesamte "Dark Side of the Moon" gespielt und als Zugabe ein paar Stuecke von "The Wall", mit einem rauschenden Feuerwerk zum Schluss. Ich fand das Konzert gut, sehr gut sogar, auch wenn ich kaum was erkennen konnte, so war ich doch dabei. Die Musik klang genau so, wie man sie in Erinnerung hatte, es war allerdings ein wenig komisch "...we don't need no education.." mitzusingen, wenn man das Schulalter hinter sich gelassen hat. Ich haenge ein Foto von der Bowl an, was allerdings nicht gestern aufgenommen wurde...meine Kamera fand es dort zu dunkel.

Saturday, October 07, 2006

Valencia



(7.10.2006, HJK) Ich bin mittlerweile wieder zurueck in LA. Valencia war nett, die Konferenz selber liess etwas zu wuenschen uebrig, die Organisation war offenbar ueberfordert mit den 1500 Teilnehmern, oder wie viele es auch immer gewesen sein moegen. Ich hatte am Anfang 2 Tage mit Janna, am ersten Tag sind wir in Valencia herum gerannt und haben die Stadt besichtigt, und am 2. waren wir nur am Strand. Klima und Vegetation ist genauso wie in LA, schoen warm tag und nacht, aber ansonsten koennten die beiden Staedte nicht unterschiedlicher sein, finde ich. Abends geht man spaet essen, vielleicht um 10, und manche Strassen fuellen sich erst nach Mitternacht mit Menschen. Das waere in LA undenkbar, wo man es schon schwer hat nach 10 Abends noch was zu essen zu kriegen, und wo sowieso niemand laeuft, egal wie spaet oder frueh es ist.

In der Kathdrale (auf dem Bild oben) haben wir dann auch den heiligen Gral gefunden, nach dem Dan Brown in seinem Buch "Da Vinci Code" sucht (ich glaube das Buch hies auf deutsch anders). Hier jedenfalls ist der heilige Gral ausgestellt, zusammen mit einem Sammelsurium von Gemaelden, Altaeren, und anderen katholischen Requisiten.
Das Museum fuer Wissenschaft, das als Konferenz Zentrum diente, war dagegen ausserst futuristisch.















Unser Stand war da durchaus angemessen, und ja, das ist Janna hinter der Theke.












Alle Vortraege waren in provisorischen Raeumen, in denen die Klimaanlage zu laut war und das Licht die Zuhoerer blendete - im wesentlich konnte man schlecht hoeren und sehen. Um erstmal dahin zu kommen, musste man sich vorher durchgefagt haben, da die Raumnummern keiner Logik folgten - oder zumindest keiner Logik die ich erkennen konnte. Am Donnerstag hatte ich meinen Vortrag, in dem ich versuchte zu erklaeren das wir alles repariert haben was beim letzten Start nicht funktionierte und das es deswegen eine gute Gelegenheit ist, seinen Satelliten mit uns jetzt zu starten. Ich hatte Gelegenheit, alte und neue Freunde zu treffen und zu erfahren, wie es ihnen so ergangen ist in den letzten Jahren. Und ich bin mal fuer eine Woche aus LA herausgekommen und konnte mal sehen, was so bei anderen passiert, etwas, wozu ich normalerweise nicht viel Zeit habe. Am Freitag bin ich dann wieder zurueck geflogen, diesmal habe ich (oder besser gesagt Air France) nicht das Gepaeck verloren, und jetzt gehe ich gleich mit Rita in ein Konzert in die Hollywood Bowl - Dark Side of the Moon!

Tuesday, October 03, 2006

H & M

Hans ist immer noch in Valencia und geniesst offensichtlich vor allem das spanische Nachtleben und Janna ist mittlerweile wieder in Berlin eingetrudelt, was ihr jetzt so unglaublich still und ruhig vorkommt, zumindest vergleichen mit Spanien.
Und Lisa und ich haben Yom Kippur fuer einen Ausflug nach Pasadena genutzt. Pasadena liegt im Norden von Los Angeles und San Pedro im aeussersten Sueden und beide Stadtteile sind durch den aeltesten Freeway von Los Angeles verbunden. Ich mag Pasadena sehr, es hat einen richtig alten Stadtkern mit gut erhaltenen Judendstilhaeusern, engen Strassen und Gassen und Fussgaengern(!), eine totale Seltenheit hier. Es liegt am Fuss der Berge, die hoch und karg direkt dahinter aufragen, was man allerdings im Sommer oft kaum sehen kann, weil die Luft dort oft heiss und voller Smog ist. Der Anlass fuer unseren Ausflug war die Eroeffnung des allerersten H & M Ladens an der Westkueste vor gut einer Woche, zugegeben recht banal, aber H & M ist fuer uns mehr als irgendein Laden, es steht fuer etwas familiaeres, bekanntes aus Deutschland. Offensichtlich hatten sie lange auf einen guten Ort gewartet, denn der Laden steht auf der besten Einkaufstrasse, im feinsten Teil, direkt neben Tiffany's, dem legendaeren Juwelier. Draussen auf dem Gehweg waren noch die Absperrungen vom Wochenende zu sehen, die wohl den grossen Andrang unter Kontrolle halten sollten. Drinnen droehnte die Musik, die Schlange vor den Umziehkabinen zog sich halb durch den sehr grossen Laden (und jeder hielt bergeweise Klamotten im Arm) und vor den Kassen gab es wiederum Absprerrungen wie vor dem Lufthansa Schalter des Internationalen Airports von Los Angeles. Und das alles an einem Montag! Ich moechte gar nicht wissen, wie es dort am Wochenende zugegangen ist. Nachdem wir uns sattgesehen haben sind wir dann noch durch die fast leeren anderen Laeden gebummelt, waren lecker essen und haben uns dann auf den Rueckweg gemacht. Ist halt doch nur ein H & M, wenngleich auch ein superheiss erwarteter.